Eine der schönsten Erfindungen der Menschheit und nützlich dazu. Winfried Wunderlich arbeitet mit Glas und bewahrt diesem Werkstoff seine Leichtigkeit, seinen lauteren Charakter, bewahrt die wundersame Seele dieses geheimnisvollen Materials. Diese Feststellung ist zugleich Referenz an den Gestalter Wunderlich. Die Tugend einem Material keine Gewalt anzutun, kann nur in einem Menschen wohnen, der sich das Staunen über seine Welt erhalten hat, welcher die Bescheidenheit aufbringt, nicht sich zu präsentieren, sondern dem Material zu dienen. Genau an dieser Stelle beginnt die Chance des Gestalters, Kunst machen zu können. Ich spreche von jener Kunst, die bescheiden unser Leben begleitet, unmerklich unseren inneren Reichtum mehrt und uns nicht, wie viele Medien, aufdringlich in die Ohren bläst.
Wunderlich hat die Fähigkeit ausdauernd zu arbeiten und ein Ziel über lange Zeit zu verfolgen. Er variiert eine Form so lange, bis sie stimmt. Er beugt sich nicht dem Irrglauben, daß der erste Wurf auch der beste sein muß. Das kann er sein. Wunderlich weiß aber, dass dies ganz selten der Fall ist. In einer Zeit der Spezialisierung, auch in den Genres der Kunst, misstraut Wunderlich auch den Spezialisten. Ich kenne von ihm Naturstudien, Käfer, Pflanzen, Schmetterlinge. Es sind schöne Blätter, die er wiederum als Selbstverständlichkeit in seinem Beruf sieht. Als gelernter Formgestalter hat er natürlich logisch denken gelernt, obwohl das kein Fach an der Hochschule war. So geht er auch logisch, deshalb nicht weniger einfallsreich, mit den ihm anvertrauten Projekten der baubezogenen Kunst um. Heraus kommen stets funktionstüchtige Lösungen voller Poesie.
Als Kind besaß ich ein Leinensäckchen voller Glaskugeln. Jede Kugel ein kleines Universum voller Geschichten. Heute begegnet uns Glas auf Schritt und Tritt. Ganz selten spiegelt das Glas unsere Träume. Dazu bedarf es eben eines Gestalters, der sein Material sprechen lässt und nicht tot schlägt. Winfried Wunderlich ist einer dieser Leute.